Albtrauminsel im Paradies
Die Malediven versinken in Plastikmüll. Eine Tauchlehrerin will das ändern: Da die Inselgruppe keine funktionierende Abfallwirtschaft oder Recyclingwerke hat, bringt sie den Müll außer Landes.
Weht der Wind aus Westen, rümpft Shaahina Ali die Nase. Keine sieben Kilometer westlich von ihrem Wohnort, der maledivischen Hauptstadt Malé, kokelt der Abfall des Landes auf einer künstlichen Insel: Bis zu 1500 Tonnen Müll werden täglich nach Thilafushi gebracht. „Jeder Malediver erzeugt rund ein Kilogramm Abfall pro Tag“, sagt Ali, „ein Tourist etwa dreieinhalb Mal so viel.“ Im Jahr 1992 entschied die Regierung, dass die bis dahin unberührte Lagune Thilafushis angefüllt werden sollte. Heute ist die Insel eine knapp fünfzig Hektar große Umweltkatastrophe im Indischen Ozean.
Die Müllberge auf Thilafushi bestehen zu großen Teilen aus Plastikabfall: Sonnencremetuben, Windeln, Shampooflakons, Cocktailstrohhalme. Doch auch Kartons, Metalle und Sondermüll werden verdichtet und mit Bauschutt bedeckt – oder verbrannt: Im beißenden Rauch wehen giftige Stoffe bis zu den Nachbarinseln.
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